Jasmin Schäfer

Vergrösserte Ansicht: Pont Vieux in Albi (Foto: Stefan M. Holzer)
Pont Vieux in Albi (Foto: Stefan M. Holzer)

Gegenstand des Forschungsprojektes sind die mittelalterlichen Steinbogenbrücken Europas. Obwohl diese Bauwerke in Anspruch und Komplexität den Kathedralen nicht nachstehen, sind sie kaum erforscht – im Mittelpunkt der baugeschichtlichen Forschung zum Mittelalter standen traditionell die Sakralbauten. Der Bau einer Steinbogenbrücke stellte in ähnlicher Weise wie das Projekt zu einer Kathedrale eine Gemeinschaftsanstrengung dar, zu der alle verfügbaren Ressourcen aktiviert werden mussten – von der Steingewinnung und Steinbearbeitung über die Baustellenlogistik bis zum grossen Moment des Ablassens des Lehrgerüstes unter den fertigen Bögen. Da detaillierte Angaben zum Bauprozess in den mittelalterlichen Archivalien nicht zu finden sind, stellt die Analyse des Bauwerks selbst den erfolgversprechendsten Zugang zur Rekonstruktion von Bauvorgang und Baugeschichte dar.

Unabdingbar sind genaue Vermessung und Dokumentation des Bestandes – auch, um spätere Umbauten und Reparaturen von dem Originalbestand unterscheiden zu können. Das Projekt setzt auf modernste Technologie, um steingenaue Aufmasse der Brücken zu generieren – Laserscanning, Photogrammetrie mittels «structure from motion» mit Kameras, die von Drohnen getragen oder an Seilbahnen aufgehängt sind, teilautomatisierte Erkennung von Steinen, usw. Auf Basis präziser geometrischer Aufnahmen können die aufgefundenen Spuren des Herstellungsprozesses genau zugeordnet, in einen Zusammenhang gebracht und interpretiert werden. Anhand einiger besonders dichter Cluster erhaltener Steinbogenbrücken in Südwestfrankreich und Mittelitalien werden die Erkenntnisse, die am Einzelobjekt gewonnen werden, kontextualisiert und verdichtet.

Das Projekt wird finanziert vom externe Seite Schweizerischen Nationalfonds

Vergrösserte Ansicht: Dachwerk der reformierten Kirche Horgen. (Foto: Jasmin Schäfer, 2018)
Dachwerk der reformierten Kirche Horgen. (Foto: Jasmin Schäfer, 2018)

Dachkonstruktionen: Die Entwicklung frühneuzeitlicher Holztragwerke zwischen 1650 und 1850 im reformierten Kirchenbau der Deutschschweiz

ETH Zürich, 2021

Die im reformierten Kirchenbau der Schweiz errichteten Bauwerke stellten neue technische Herausforderungen an ihre Erbauer: Die Schwierigkeit, auch grosse Räume stützenfrei zu überspannen, um von allen Plätzen ungehinderte Sicht auf die Kanzel als liturgisches Zentrum zu ermöglichen, erforderte innovative Lösungen. Mit bemerkenswertem Geschick erschufen die Baumeister und Architekten der Frühen Neuzeit eindrucksvolle hölzerne Tragkonstruktionen mit Spannweiten von weit über zehn Metern, von denen sich auch heute noch die meisten in einem ausserordentlich guten Zustand befinden. Sie gehören neben den gedeckten Holzbrücken zu den wertvollsten materiellen Zeugnissen, die das Zimmermannshandwerk in der Schweiz hervorgebracht hat. Trotz des Wissens um diese aussergewöhnlichen Leistungen stehen nur im Ausnahmefall verlässliche Dokumentationen des Baubestands zur Verfügung. Im Rahmen des vom Schweizer Nationalfonds geförderten Projektes «Evolution of the wide-span timber roof in northern and central Switzerland 1600 – 1850» » sollten deshalb erstmals umfassend die bis heute erhaltenen Dachwerke über reformierten Kirchen der Deutschschweiz untersucht werden. Anhand ausgewählter Objekte, die einen Zeitraum zwischen 1650 und 1850 abdecken, sollte der vorgefundene Zustand dokumentiert und analysiert werden, um daraus eine bauliche Entwicklungsgeschichte ableiten zu können.

Neben dem traditionellen Handaufmass mit einem Augenmerk auf den detailgenauen Aufnahmen der Verbindungen wurden auch technische Hilfsmittel wie der Tachymeter und der Laserscanner zur Erstellung verformungsgerechter Plansätze eingesetzt. Die Erstellung dreidimensionaler Modelle ermöglichte eine Visualisierung der Aufstellprozesse sehr komplexer Strukturen. Die Aufarbeitung von Archivmaterial gehörte ebenso zu den Forschungen wie die Spurensuche nach den verantwortlichen Bau- und Zimmermeistern. Dies erlaubte einen Einblick in die Planungs- und Bauprozesse des frühneuzeitlichen Holzbaus. Die Untersuchungen konnten zahlreiche bisher im Verborgenen liegende Tragwerke aufdecken, allen voran die meisterhaften Konstruktionen der Ostschweizer Baumeisterfamilie Haltiner.

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Dachkonstruktionen: Die Entwicklung frühneuzeitlicher Holztragwerke zwischen 1650 und 1850 im reformierten Kirchenbau der Deutschschweiz (Diss., 2021)

Research Collection

  • Schäfer, J.: Dachkonstruktionen: Die Entwicklung frühneuzeitlicher Holztragwerke zwischen 1650 und 1850 im reformierten Kirchenbau der Deutschschweiz. Diss, ETH Zürich, 2021. (Research Collection)
  • Schäfer, J.: Late 18th-century innovation: The first Mediterranean purlin roof truss in German-speaking Switzerland at Embrach ZH. In: Mascarenhas-Mateus, J. et al. (Hrsg.): History of Construction Cultures: Proceedings of the 7th International Congress on Construction History, 2021, Lisbon. London: CRC Press, 2021, Vol. I, 225–231. (Research Collection)
  • Schäfer, J.: Eine weitgespannte Holzbrücke nach dem Vorbild eiserner Konstruktionen: David Vogels Wettbewerbsentwürfe für das Brückenprojekt in Eglisau ZH. In: Materialgerecht konstruiert!?! Schriftenreihe der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte, 2021, Bd. 4, im Reviewprozess.
  • Gantner, M.; Schäfer, J.: «Zimmer-Jost», der Nachlass des Münsterer Baumeisters Jost Kopps als Spiegel ländlichen Baugewerbes in der Zeit um 1800. In: Der Geschichtsfreund. Luzern: Historischer Verein Zentralschweiz, 2021, Bd. 174, 107–124. (Research Collection)
  • Schäfer, J.; Wasser, R. Langenberg, S.: Für das Image der Denkmalpflege. In: Denkmalpflege – uncool und ungeliebt? NIKE-Bulletin 3/2021, 21–27. (Research Collection)
  • Schäfer, J.: Die weitgespannte Dachkonstruktion der reformierten Kirche in Horgen – Ein Meisterwerk des 18. Jahrhunderts im Kontext des reformierten Kirchenbaus der Deutschschweiz. In: Herausforderung der Spannweite, Holzbau 1500–1900 in der Schweiz und anderswo. Publikation in Vorbereitung.
  • Schäfer, J.; Bastgen, M. M.: Das Dachwerk der reformierten Kirche Wädenswil - Grubenmanns makelloses Meisterwerk? In: Stefan M. Holzer et. al. (Hrsg.): Reparieren – Ertüchtigen – Erhalten: Ansätze und Strategien seit der Antike. Schriftenreihe der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte. Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2019, Bd. 3, 85–105. (Research Collection)
  • Schäfer, J.; Holzer, S. M.: Vision und Wirklichkeit: Modelle Schweizer Holzbrücken des 18. Jahrhunderts. In: Kunst + Architektur in der Schweiz 4/2018, 32–39. (Research Collection)
  • Schäfer, J.; Holzer, S. M.: Beyond Grubenmann: Swiss carpentry (1750–1850). In: Wouters, I., et al. (Hrsg.): Building Knowledge, Constructing Histories: Proceedings of the 6th International Congress on Construction History, 2018, Brussels, Belgium. London: CRC Press, 2018, Vol. II, 1163–1170. (Research Collection)
  • Schäfer, J.; Kojder K: Erfurt, Benediktsplatz 1. Bauforschung in den mittelalterlichen Kelleranlagen. In: Schulz-Brize T., et al. (Hrsg.): Bauforschung und Denkmalpflege 1.2017, Jahrbuch des Fachgebietes Historische Bauforschung und Baudenkmalpflege Technische Universität Berlin, 2017, Berlin: Universitätsverlag TU Berlin, 74–78. (Research Collection / externe Seite DOI Download)

Kontakt

Dr. Jasmin Schäfer
Dozentin am Departement Architektur
  • HIT H 31.1
  • +41 44 633 82 11

Inst Denkmalpflege/ hist Bauforsch
Wolfgang-Pauli-Str. 27
8093 Zürich
Schweiz

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