Die Basilika des Hl. Antonius in Padua

Entschlüsselung der Baugeschichte einer denkmalgeschützten Wallfahrtskirche

Vergrösserte Ansicht: SNF-Padua
Basilika des Hl. Antonius, Padua (Foto: Davide Boggian, 2021)

Die Basilika des Heiligen Antonius in Padua (Venetien) ist einer der wichtigsten Wallfahrtsorte des 13. und 14. Jahrhunderts in Italien. Das älteste Dokument, das die Backsteinkirche erwähnt, bezeugt eine Baustelle am Stadtrand von Padua im Jahr 1238, sieben Jahre nach dem Tod des portugiesischstämmigen Franziskanermönchs (1195-1231). Nach einer ersten Bauphase in den 1230er- bis 1260er-Jahren wurde die Basilika bis ins frühe 14. Jahrhundert rasch erweitert und erhielt ihre imposante Silhouette, die von Kuppeln im orientalischen Stil dominiert wird, die wahrscheinlich von der Markusbasilika in Venedig inspiriert wurden.

Trotz umfangreicher kunsthistorischer Forschungen ist die frühe Geschichte der Basilika St. Antonius aufgrund des Verlustes mittelalterlicher Archive mit direktem Bezug zur Baustelle weitgehend unbekannt. Die Datierung der einzelnen Teile der heutigen Bausubstanz wird zusätzlich erschwert durch eine verworrene Abfolge von Einstürzen, Bränden, Umbauten und Ergänzungen, die teilweise in Archiven ab dem 15. Jahrhundert dokumentiert wurden.

Das vorliegende, im April 2019 gestartete SNF-Projekt zielt darauf ab, mit modernsten Methoden der Bauforschung und absoluten Datierungstechniken eine kohärente Zeitlinie für den Bau der Basilika zu erstellen. Die gesamte Kirche wird mit Laserscanning, Photogrammetrie und Wärmebildaufnahmen vermessen. Diese Techniken ermöglichen eine präzise Dokumentation des komplexen Mauerwerks sowie der Holzkonstruktionen und unterstützen die Analyse verschiedenster Bautechniken sowie die Zuordnung zu unterschiedlichen Bauphasen. Darüber hinaus werden die Holzkuppeln mittels Dendrochronologie (in Zusammenarbeit mit dem Labor Dendrodata, Verona) untersucht, während die Mauerwerke mittels Radiokarbonanalysen von Mörtelproben und organischem Material (in Zusammenarbeit mit dem Labor für Ionenstrahlphysik, ETH Zürich) datiert werden. Diese Befunde werden systematisch mit dem bestehenden Forschungsstand zur Basilika verglichen, durch Archivuntersuchungen weiter kontextualisiert und mit anderen Bauwerken in Relation gesetzt. Nach und nach ebnet diese facettenreiche Studie den Weg für eine eindeutige Datierung des Wallfahrtsdenkmals, zusammen mit einem präziseren Verständnis der mittelalterlichen Bautechniken in Norditalien.

Die Ergebnisse dieses vierjährigen Projekts werden in einer neuen Monographie, die die aussergewöhnliche Baugeschichte der Basilika St. Antonius aufarbeitet, sowie in einer Dissertation, die sich mit den acht Holzkuppeln beschäftigt, präsentiert.

Aktueller Forschungsstand

Update: Juli 2022

Nach drei Jahren intensiver Forschung vor Ort tritt das Projekt nun in seine Endphase ein. Die Basilika wurde mit terrestrischem Laserscanning, Drohnenphotogrammetrie und Wärmebildtechnik vermessen. Anschließend wurden verschiedene Bauphasen mit Hilfe von Dendrochronologie und C14-Analysen datiert. Die letzte Vor-Ort-Untersuchung bestand in einer Bodenradaruntersuchung (in Zusammenarbeit mit der Universität Padua), um das Aussehen des früheren Ostteils der Basilika zu ermitteln.
Im April 2022 verteidigte Martina Diaz erfolgreich ihre Dissertation über die Holzkuppeln von St. Antonius. Ihre gründliche Forschung über die ältesten erhaltenen Holzkuppeln Europas ist nun online verfügbar.
Außerdem wurde unser Forschungsteam durch Arch. Marius Pfister, der für die grafische Darstellung des Gebäudes verantwortlich ist. Die abschliessende Publikation wird im Sommer 2023 erscheinen.

Beteiligte


Kontakt

Dr. Louis Vandenabeele
  • HIT H 32.4
  • +41 44 633 72 14

Bauforschung u.Konstruktionsgesch.
Wolfgang-Pauli-Str. 27
8093 Zürich
Schweiz

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