M. Pfister. Romanik im Burgund. Die Entwicklung von Gewölbe- und Mauerwerkskonstruktionen im 11. und 12. Jahrhundert
Dissertationsprojekt von Marius Pfister zum Thema "Romanik im Burgund. Die Entwicklung von Gewölbe- und Mauerwerkskonstruktionen im 11. und 12. Jahrhundert"
Romanik im Burgund. Die Entwicklung von Gewölbe- und Mauerwerkskonstruktionen im 11. und 12. Jahrhundert
Diese Forschung konzentriert sich auf die romanische Architektur und Bautechniken, die im späten 10., 11. und 12. Jahrhundert in Burgund vorherrschten. Das Burgund zeichnet sich durch eine hohe Konzentration romanischer Gebäude aus, insbesondere durch seine 1500 Kirchen, was einen einzigartigen Kontext für detaillierte Untersuchungen bietet.
Neben der Entwicklung des architektonischen Stils sah die romanische Epoche auch bedeutende Fortschritte in den Bautechniken, insbesondere im Bereich der Gewölbe. Nach der Antike verschwanden mittelgroße und große Gewölbe aus Westeuropa, und erst im 11. Jahrhundert tauchten sie wieder auf. Die Kirchen des 10. und sehr frühen 11. Jahrhunderts mit kleinen Gewölben (ca. 2 Meter), beschränkt auf Kryptas, wurden von größeren, vollständig gewölbten Gebäuden in der Mitte des 11. Jahrhunderts abgelöst. Die Spannweiten nahmen ebenfalls zu, beispielsweise auf rund 6-7 Meter in Saint-Philibert in Tournus (1008-1120). Darüber hinaus wurden halbkreisförmige Tonnengewölbe durch spitzbogige Tonnengewölbe ersetzt, wie sie in der Abteikirche Cluny III und der Prioratskirche von Paray-le-Monial zu sehen sind. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts erschienen Kreuzrippengewölbe in den Mittelschiffen, wie in Sainte-Trinité in Anzy-le-Duc (1001-1110) und Sainte-Marie-Madeleine in Vézelay (1120-1140). In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts tauchten Rippengewölbe auf, wie in der Kathedrale Saint-Mammès in Langres (um 1150), was den Beginn frühgotischer Elemente markierte.
Gleichzeitig zu den Fortschritten in der Gewölbetechnik entwickelte sich auch die Steinbearbeitung und der Mauerwerksbau. Die Zeit des 10. und frühen 11. Jahrhunderts war geprägt von «petit appareil», einem unordentlichen Mauerwerk, das durch grob behauene, kleine rechteckige Steine charakterisiert war. Im späten 11. Jahrhundert gewann die Verwendung von Werkstein oder «pierre de taille» an Bedeutung, zusammen mit verbesserter Oberflächenbehandlung mit der Glattfläche oder «laie/marteau taillant». Gleichzeitig tauchen im späten 11. Jahrhundert die Steinmetzzeichen oder «marques de tâcherons» auf, eine weitere Veränderung des Handwerks der Steinmetze.
Um diese Entwicklungen zu untersuchen, ist das architektonische Erbe selbst die Hauptquelle. Hochpräzise Vermessungen mit terrestrischen Laserscannern (TLS) und structure-from-motion (SfM) werden eingesetzt. Diese Vermessungen erleichtern detaillierte Erkundungen vor Ort und ermöglichen digitale Analysen von Gewölbegeometrien, Oberflächenspuren von Schalungsbrettern, Verformungen und Steinbearbeitungsspuren. Deep-Learning-basierte Bildsegmentierung wird auf großen Orthofotos angewendet, um steingerechte Aufmasse schnell und präzis zu erstellen. Darüber hinaus werden GIS und GeoPython verwendet, um eine Datenbank zu erstellen und statistische Analysen der großen Anzahl romanischer Kirchen in Burgund durchzuführen.
Während statistische Analysen und Vergleiche von spezifischen Merkmalen wie Gewölben einen breiteren Kontext schaffen, werden einzelne Fallstudien für eine detaillierte Untersuchung ausgewählt. Eine solche Fallstudie ist Saint-Philibert in Tournus, bekannt für seine sehr frühen, großen Gewölbe. Eine andere ist Sainte-Trinité in Anzy-le-Duc, die sich als Pionier von Kreuzrippengewölben im Mittelschiff auszeichnet und sowohl «petit appareil» als auch «pierre de taille» und Steinmetzzeichen aufweist. Weitere potenzielle Fallstudien sind Saint-Étienne in Nevers (1068-1100), ein herausragendes Beispiel für den frühen Werksteinbau mit zahlreichen Steinmetzzeichen, sowie andere wie Saint-Martin in Chapaize (1030-1050) und Sainte-Marie-Madeleine in Vézelay für Vergleichsanalysen.
Diese Forschung trägt zu einem umfassenden Verständnis des romanischen Baus und seiner Entwicklung in Burgund bei. Sie beleuchtet das komplexe Handwerk und die technologischen Fortschritte dieser Epoche und bietet wertvolle Einblicke für die Architekturgeschichte und den Denkmalschutz.