M. Häcki: Die Kathedrale St. Pierre in Lisieux Frühe französische Gotik in der Normandie
Dissertationsprojekt von Mathias Häcki zum Thema "Die Kathedrale St. Pierre in Lisieux - Frühe französische Gotik in der Normandie"
Die Kathedrale St. Pierre in Lisieux - Frühe französische Gotik in der Normandie
Die Kathedrale St. Pierre in Lisieux in der Normandie ist eine der frühesten französischen gotischen Kirchen, im Vergleich mit ihren Zeitgenossen der Île-de-France, wie Notre-Dame in Laon (ca. 1155) und Notre-Dame in Paris (ca. 1163), aber eher unbekannt. Der Baubeginn der Kathedrale um 1160 unter Bischof Arnulf von Lisieux ist in schriftlichen Quellen nur vage nachzuweisen. Die Unklarheit über das Alter des Bauwerks wurde jedoch durch eine dendrochronologische Untersuchung (Épaud, 20071) welche die Dachkonstruktionen auf das Jahr 1183 datierte, beseitigt. Dies bestätigt, dass die normannische Kathedrale eines der bedeutendsten und am besten erhaltenen frühgotischen Bauwerke Frankreichs ist. Auch ist sie eine der ersten Kathedralen in der Normandie, welche die konstitutiven gotischen Formen in sich vereint. Unter den mittelalterlichen Holzdächern sind große Teile der ursprünglichen Bausubstanz erhalten geblieben. Dazu gehören gotisches Mauerwerk mit seinen originalen Steinbearbeitungsspuren sowie eine Vielzahl gotischer Gewölbe aus dem 12. bis 16. Jahrhundert.
Die verschiedenen Bautechniken und der Prozess des Kathedralenbaus in frühgotischer Zeit werfen bis heute viele Fragen auf. Wichtige Themen in diesem Zusammenhang sind die Entwicklung der Gewölbetechnik und die Einführung der Strebebögen, die Mauerwerkskonstruktionen mit unterschiedlichen Steinformaten und Steinbearbeitungstechniken sowie zahlreiche andere Spuren, die Einblicke in den Bauprozess geben. Das Dissertationsprojekt widmet sich diesen Themen durch die Untersuchung der Bausubstanz auf Basis einer präzisen Dokumentation der Geometrien, Formate und Spuren. Zu diesem Zweck wird die gesamte Kathedrale vor Ort untersucht und seine Geometrie mittels 3D-Laserscanning und drohnenbasierter digitaler Photogrammmetrie exakt vermessen. Die Kombination aus digitaler Analyse, Beobachtungen vor Ort und Auswerten historischer Quellen führt zu neuen Erkenntnissen über die mittelalterlichen Bauprozesse am Ende des 12. Jahrhunderts. Darüber hinaus wird die Baugeschichte der Kathedrale von ihrer Errichtung bis heute verfeinert und die Studie beleuchtet die Bedeutung der Kathedrale von Lisieux für die Entwicklung der französischen Gotik sowie den Wissenstransfer zwischen der Normandie und der Île-de-France im Mittelalter.
1: Épaud, Frederic. 2007. “Lisieux (Calvados) Cathédrale Saint-Pierre.” In De la charpente Romane à la charpente Gothique en Normandie, 351–88. Caen: Publications du CRAHM.
Häcki, M.: The cathedral of St. Pierre in Lisieux: A laboratory of vaults from the twelfth to the sixteenth centuries. In: Construction Matters, Proceedings of the 8th International Congress on Construction History, Zürich, Schweiz. (externe Seite Link)
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