Fachsemester
Das Fachsemester beinhaltet die individuelle, selbständige Bearbeitung einer konkreten Aufgabe, die inhaltlich die Relevanz der jeweiligen Fachdisziplin hinsichtlich der spezifisch architektonisch-entwerferischen Aspekte der Aufgabe auslotet. Das Thema des Fachsemesters wird jeweils von der Professur vorgegeben.
Abgeschlossene Fachsemester
Die Leonhardskirche in Basel
Die Leonhardskirche, eine der grossen Kirchen in der Altstadt von Grossbasel, hat eine lange und interessante Baugeschichte. Ein romanischer Vorgängerbau wurde durch das Basler Erdbeben von 1356 zerstört und bald danach durch einen gotischen Neubau ersetzt. Dieser hatte zunächst die Form einer flachgedeckten Basilika und wurde erst im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert zur heute bestehenden Hallenkirche mit figurierten Gewölben umgebaut.
Aufgabenstellung und Ziele
Die Baugeschichte der Kirche und insbesondere der spätgotische Umbau sollen durch mehrere parallel laufende Fachsemester-Arbeiten genauer untersucht werden. Dabei hat eine Arbeit das grosse Dachwerk aus der Zeit um 1500 zum Thema, zwei weitere sind den verschiedenen Gewölben in Langhaus und Chor der Kirche gewidmet. Mit modernen Vermessungsmethoden (Laserscanning, Tachymetrie) sollen die Baustrukturen zunächst genau erfasst und anschliessend bauforscherisch analysiert werden. Das Dachwerk ist hinsichtlich seiner Konstruktion und des Aufstellvorgangs zu untersuchen. Bei den Gewölben stehen Fragen zur Bauweise, aber auch zum Entwurf durch die spätgotischen Baumeister im Vordergrund. Auf diese Weise soll die Leonhardskirche unter verschiedenen Aspekten in die Bautechnikgeschichte des ausgehenden Mittelalters eingeordnet werden.
Die Stadtkirche St. Johann Schaffhausen und ihre spätgotischen Gewölbe
Die Stadtkirche St. Johann in Schaffhausen hat eine reiche Geschichte. Sie hat sich in einer Vielzahl von Bauetappen zu ihrem heutigen Erscheinungsbild entwickelt, in dem die gotischen Stileelemente dominieren. Sie präsentiert sich heute als fünfschiffige Basilika, deren drei innere Schiffe mit flachen barocken Stuckdecken ausgestattet sind. Im Chorraum und in den äusseren Seitenschiffen findet sich hingegen eine bunte Vielfalt höchst interessanter gotischer Gewölbe unterschiedlichster Geometrie. Ziel des Fachsemesters ist es, diese Gewölbe mittels moderner Methoden (Laserscanning, Tachymetrie) zu erfassen und sodann bauforscherisch zu untersuchen. Im Zentrum stehen dabei Fragen der geometrischen Konzeption der Gewölbe, der Konstruktion (Rippen, Kappen) und der bautechnikgeschichtlichen Einordnung der Gewölbe in den regionalen Kontext, der von der Rotberg-Kapelle im Basler Münsterkreuzgang bis zu den Gewölben der Kreuzgänge im Kloster St. Georgen Stein am Rhein und Rorschach reicht. Besonderes Augenmerk kommt dabei natürlich den zum Teil mit Schling. und Luftrippen ausgestatteten spätestgotischen Gewölben der äusseren Seitenschiffe zu.
Das Dachwerk der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Bernhardzell SG
Die 1779 geweihte Kirche gilt als Hauptwerk des Vorarlberger Baumeisters Johann Ferdinand Beer (1731–1789). Dieses Johannes dem Täufer geweihte Gotteshaus hebt sich von den typischen St. Gallischen Landkirchen von sattelgedeckten Saalbauten in zwei Punkten ab: Erstens ist es ein Zentalbau und zweitens wird es von einem Mansarddach gedeckt.
Ziel des Fachsemesters ist es, das fast 17 m weit spannende Dachwerk der Berhandzeller Kirche eingehend zu untersuchen und zu dokumentieren. Dies beinhaltet einen Abriss der Planungs- und Baugeschichte anhand der publizierten Forschungsliteratur. Die
Restaurierungsgeschichte der Kirche im 20. Jahrhundert soll über die greifbaren Akten in den Archiven aufgearbeitet werden.
Neben einer detaillierten Beschreibung wird ein 3D-Modell der Dachkonstruktion inklusive der Kreuzarme erstellt, welches als Basis für Schnitte entlang der Hauptbinder dienen soll. Für einzelne Knotenpunkte, wie die Kopf- und Fusszonen der Mansardkonstruktion und die Hängesäulen sollen isometrische Expolsionszeichnungen erstellt werden, an welchen die versteckten zimmermannsmässigen Verbindungen und die verbauten Eisenelemente ersichtlich werden. Neben dem System der bbundzeichen werden auch die verschiedenen Bearbeitungs- und Herstellungsspuren an den Hölzern akribisch dokumentiert.